Die ersten Juden erschienen in der Stadt Ostrowo im Jahre 1717.
Die jüdische Bevölkerung von Ostrowo in XVIII – XX Jahrhundert
Die Ostrowoer Synagoge, die am 6. Oktober 2011, nach einer gründlichen Renovierung eröffnet wurde, hat eine sehr lange und interessante Geschichte. Man soll wissen, dass sie die Nachfolgerin der ersten Holzsynagoge ist, die der örtlichen jüdischen Gemeinde in den Jahren 1724 – 1860 diente.
Der große Schatzmeister der Krone Polens Jan Jerzy Przebendowski war gleich nach der Entstehung der jüdischen Gemeinde in Ostrowo mit dem Bau auf dem Gebiet der Stadt einer Synagoge einverstanden. Gebaut wurde sie auf dem Platz, der sich hinter der heutigen Synagoge befindet (heute „Plac 23 Stycznia”). Es war ein Gebäude 53 Füße lang und 30 Füße breit. Die Wände der Synagoge waren aus Schrottholz, auf der Decke befanden sich Holzbretter und das Dach war mit der Dachschindel belegt. Das Gebäude besaß keinen Fußboden. Die Gläubigen waren also gezwungen, während ihren Gebete, praktisch auf der Tenne zu stehen. Nach innen der Synagoge führten drei Türen. Das Gebäude besaß auch 12 Fenster (6 kleine und 6 große).
Nach über 130 Jahren der Benutzbarkeit, eignete sich jedoch die alte Holzsynagoge praktisch nicht mehr zum weiteren Verwenden. Das Gebäude war schon so vermorscht, dass es mit dem Zusammenstürzen bedroht war. Auch die niedrige Lage der Synagoge trug dazu bei, dass sich dort Wasser sammelte, was den Gläubigen sogar unmöglich machte, sie zu benutzen.
Das war eine Konstruktion, die aus den breiten Holzbretter gebaut wurde, außer der Koppel, die mit der Dachschindel belegt war. Das Balkenwerk mitten der Synagoge war schon mal ausgewechselt. Die Verschalung über dem Synagogen-Schiff bekam eine Form des Tonnengewölbes. Schon in früherer Zeit, wegen hohen Alters und mangelnder Verbindung mit dem Dachgebälk, waren die Holzwände des Gebäudes ausgewichen. Sie wurden deswegen sowohl von innen, als auch von außen mit mehreren Zwingenhölzern in senkrechter Stellung verstärkt, die dann mit eisernen Schraubenbolzen miteinander verbunden wurden. Ebenso sind sie zum Ersatz für die verfaulten Schwelen geworden. Die unteren Enden der Säulen, die die Wände versteift hatten, wurden bis zum ersten Ringel untermauert.
Trotz allen diesen Reparaturarbeiten, war das Gebäude schon in einem sehr schlechten Zustand. Besonders betraf das seine Wände, von denen die südliche Wand, die zugleich am längsten war, der ganze westliche Giebel und östliche Obergiebel total vermorscht waren. Sie waren sowohl nach innen, als auch nach außen gebogen, so dass die Zwingenhölzern bereits gekümmert waren und die Standfähigkeit nur noch durch die eisernen Schrauben und Zähigkeit des guten kernigen Holzes der Zwingen auf kurze Zeit erhalten sein konnte.
Aus diesem Grund, und auch wegen der vermorschten Holzwenden, sowohl innerhalb, als auch außerhalb der Synagoge, lohnte sich die Renovierung dieses Gebäude nicht mehr. Es bestand schon auch ein Gefahr für die Menschen während der Gebete, wenn das Gebäude überfüllt war. Deswegen auch, beantragte der Bauinspektor Kasel den Bau einer neuen Synagoge in Ostrowo.
In dem Schreiben an den Adelnauer Landrat vom 11. April 1855, betonte die Verwaltung der jüdischen Gemeinde in Ostrowo, dass sowohl während des besonders regnerischen Herbstwetter im 1854, als auch im Frühling 1855, die Synagoge mit dem Wasser überschüttet war, was den Gläubigen praktisch unmöglich machte, sie zu benutzen. In diesem Schreiben wurde der Landrat informiert, dass die Verwaltung der jüdischen Gemeinde in Ostrowo beschlossen hatte, im Zusammenhang mit dieser Situation, ein neues Synagoge-Gebäude zu bauen. Man informierte ihn gleichzeitig, dass Herr Nasierowski, ein Gutbesitzer aus Groß-Wysocko beschlossen hat, der örtlichen jüdischen Gemeinde eine finanzielle Unterstützung für den Bau der Synagoge zu erteilen.
Mit der Aufgabe, eine neue Synagoge zu bauen, betraute man den Urenkel des ersten Ostrowoer Rabbiner Jakob Lande, dem in Ostrowo geborenen Baumeister Moritz Landé (1829 – 1888). Den Grundstein unter den Bau legte man am 7. April 1857. An dieser Festveranstaltung nahmen u.a. : der Landrat von Adelnau Wocke, der Bürgermeister von Ostrowo Augustin und der örtliche Rabbiner Moses Aron Stössel mit der Verwaltung der örtlichen jüdischen Gemeinde. Der Bau, der von der staatlichen Seite von dem königlichen Inspektor Kasel beaufsichtigt wurde, ging nach den Plänen und das Gebäude der neuen, gemauerten Synagoge im mauretanischen Baustil wurde 1860 der jüdischen Gemeinde zum Nutzen übergeben.
Von den Briefen, die der Baumeister Moritz Landé an seine Verlobte schrieb, können wir einen Eindruck gewinnen, dass er vermutlich auch der Autor, oder Mitautor des Projekts war.
Die Synagoge wurde nach dem rechteckigen Plan erstellt, als ein Gebäude mit dem breiten Hauptschiff im Erdgeschoss und zwei Ebenen mit den Balkonen. Das Gebäude bereicherten zwei Türme, die sich in den beiden Ecken befanden. Die Synagoge wurde nach dem mauretanischen Baustil errichtet, der sehr selten in derartigen Gebäuden in diesem Teil Europas repräsentiert ist. Zum Bauen benutzte man die Ziegelsteine und dann wurde das Gebäude verputzt. Das Dach und die Turmhelme wurden mit dem Kupferblech belegt.
Im 1868 bekam die Synagoge, als eins der ersten Gebäuden in der Stadt eine Gasbeleuchtung. Diese Tatsache war vier Jahre später die Ursache einer Katastrophe, die einige zehn Einwohner der Stadt ihr Leben gekostet hat.
Am 10. Oktober 1872, am Tag eines, der wichtigsten jüdischen Feste Jom Kippur war die Ostrowoer Synagoge überfüllt. Die Gläubigen waren sowohl im Erdgeschoss, als auch auf den Balkonen. In einem Moment kam zum Bruch der Gasleitung und plötzlich stand schon das ganze Gebäude in der Dunkelheit. Es kam zu einer Panik, infolge deren 19 Menschen während der Flucht ums Leben kamen. Darunter waren 18 Vertreter der örtlichen jüdischen Gemeinde (Frauen und Kinder) und eine protestantische Dienerin, die bei einer jüdischen Familie arbeitete. Bis zum heutigen Tag sind die Ursachen der Katastrophe nicht eindeutig geklärt worden. Man kann das absichtliche Handeln von einer Person nicht ausschließen. Die jüdischen Opfer der Katastrophe wurden in einem gemeinsamen Grab auf dem örtlichen Friedhof in der heutigen Słowacki-Alle beigesetzt.
Viele Jahre lang waren die oberen Ebenen der Synagoge für die Gläubigen nicht zugänglich aus Angst, dass die Überfüllung (bei den schmalen Treppenhäuser) wieder zu einem Unglück führen konnte. Erst im Jahre 1913, nach den Reparatur- und Sicherungsarbeiten, wurde das Verbot abgeschafft.
Das Gebäude der Ostrowoer Synagoge war von der örtlichen jüdischen Bevölkerung bis zum Moment des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges benutzt. Während der Besatzung wurde es von den Deutschen in ein Magazin für Lebensmittel umgewandelt. Der Teil mit dem Altar wurde zerstört. Nach dem Krieg diente das Gebäude weiterhin viele Jahre lang, als Möbelmagazin.
Erst im Jahre 2006 kam zu einer Einigung zwischen den Stadtbehörden von Ostrowo und der jüdischen Gemeinde in Breslau, die das Synagoge – Gebäude an die Stadt Ostrowo verkaufte. Die Stadtbehörden von Ostrowo verpflichteten sich zu einer Renovierung der Synagoge und sie dann für kulturelle Zwecke zur Verfügung zu stellen.
Nach fast zwei Jahren der Renovierungsarbeiten, am 6. Oktober 2011, fand die festliche Eröffnung der renovierten Ostrowoer Synagoge statt. Unter den eingeladenen Gästen, waren auch zwei Nachkommenden des Baumeisters der Synagoge Bettina Landé-Tergeist aus Paris und James Landé aus Washington.